(*Da uns je nach Anzahl gleich die Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule gehört, bitte gern anmelden)
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Neben Lebenshaltungskosten und Mieten eskaliert in diesem Land noch etwas Weiteres, ebenfalls ohne erkennbare staatliche Gegenmaßnahme: Frauenhass und männliche Gewalt gegen Frauen.
Für das Jahr 2023 nennt das BKA mehr als 256.000 Opfer von sog. häuslicher Gewalt, davon sind über 70% weiblich. Ein Anstieg von 6,5% im Vergleich zum Vorjahr. Ich schreibe „sog.“, weil es heißen sollte: männliche Partnergewalt. Zum einen weil in den allermeisten Fällen die Täter männlich und Partner der meist weiblichen Opfer sind oder waren. Zum anderen verüben Häuser keine Gewalt: Männer tun das. Sie verprügeln, misshandeln, bedrohen und wenden weitere Formen von Gewalt an. Sprachliche Genauigkeit ist essentiell: je klarer die Formulierung, desto klarer das Bild, umso höher die Chance an den Ursachen zu arbeiten um nötige Veränderungen herbeizuführen. Und Veränderung im Sinne von Besserung ist bitter nötig.
Denn nicht selten enden gewaltvolle Hetenpaarbeziehung mit dem Tod der Frau: dem Femizid. Auch hier steigen die Zahlen seit Jahren. Im vergangenen Jahr zählte die BRD offiziell 155 Femizide. Anders formuliert: 2023 töteten 155 Männer die aktuelle oder Expartnerin. Für das laufende Jahr 2024 zählen wir offiziell 43, Tendenz weiter steigend. Somit lautet die Gleichung nun:
Jeden Tag versucht mindestens ein Mann die aktuelle oder Expartnerin in Deutschland zu töten.
Jeden zweiten Tag tötet hier ein Mann die Ex- oder aktuelle Partnerin. Das sind min. drei ermordete Frauen in jeder Woche jeden Monats. Ermordet vom Ex- oder aktuellem Partner.
In Anbetracht des brüllenden Schweigens dazu in diesem Land könnte man meinen, Frau solle das still aushalten und als gegeben akzeptieren. Als ob Männer ein Anrecht auf Ausübung von Gewalt gegen Frauen hätten, oder männliche Gewalt etwas naturgegebenes sei, gegen das sich nichts ausrichten ließe. Es gereicht maximal zur Förderung rassistischer Narrative und Ressentiments, dabei kennzeichnet und eint die Täter keine Herkunft oder Hautfarbe sondern: das Geschlecht. Und das Geschlecht dieser Gewalt gegen Frauen ist männlich.
Daneben steht ein untätiger Staat, dem man unterlassene Hilfeleistung und nicht eingehaltene Verträge vorwerfen muss. Obwohl die BRD im Jahr 2017 die Istanbul Konvention unterschrieben hat, verfehlt sie im großen Stile die Vorgaben. So müsste Deutschland laut Konvention über 21.000 Plätze in Frauenhäusern zur Verfügung stellen. Tatsächlich sind es nur knapp 7000 in 400 Häusern. Es fehlen somit rund 14.000 zusätzliche Plätze. Für die Lebensrealität der von männlicher Gewalt Betroffenen bedeutet das: keinen Zufluchtsort. Kein Entrinnen. Stattdessen das fortgesetzte Erleben männlicher Partnergewalt. Im schlimmsten Fall bis zum Mord durch Männerhände. Das im Koalitionsvertrag festgehaltene Versprechen, das Recht auf Schutz vor Gewalt für jede Frau und ihre Kinder abzusichern, verfehlt diese Regierung nachhaltig. Konkret heißt es darin: „Wir werden das Recht auf Schutz vor Gewalt für jede Frau und ihre Kinder absichern und einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen. Wir bauen das Hilfesystem entsprechend bedarfsgerecht aus. Der Bund beteiligt sich an der Regelfinanzierung.“ Tatsächlich umgesetzt wurde davon bisher: nichts. Bezahlt wird diese Untätigkeit von den misshandelten und getöteten Frauen und ihren Kindern.
So mussten in Berlin im Jahr 2022 von 3.409 Anruferinnen, die sich beim Hilfstelefon BiG meldeten und um Vermittlung an ein Frauenschutzhaus baten, 2.066 abgewiesen werden. Wie eine Umfrage von Correctiv unter 200 Frauenhäusern ergab, waren diese im Jahr 2022 zu 83% belegt (ibid.). Auf akute Not zu reagieren ist so schlicht unmöglich. Woher also rühren die fehlenden Plätze? Wie so oft, so auch hier: an uneinheitlichen Vorgaben, Bürokratie und nicht bereit gestelltem Geld, denn die Finanzierung ist zunächst Ländersache. All das wirkt verheerend und gereicht nicht zur Verbesserung der katastrophalen Zustände. Auch hat nicht jede Frau Anspruch auf einen Platz: Der soziale Status bestimmt auch hier über das Glück und den Anker im Unglück. Dabei ist auch klar: Diese Gewalt zieht sich durch sämtlich soziale Schichten.
Deshalb: Lasst uns laut werden. Lasst uns unsere Wut auf die Straße tragen und zeigen: Nehmt Ihr uns eine, antworten wir alle. Die Bagatellisierung, die Rassifizierung von männlicher Gewalt bis hin zur Ermordung von Frauen muss enden. Der Staat ist aufgefordert seiner Verantwortung nachzukommen und dem flächendeckenden männlichen Fehlverhalten konsequent mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln entgegenzutreten.
Wer wie Berlin über 83 Millionen Euro übrig hat, um Fußballspiele auszurichten, verfügt offenbar über Geld. Dieses Land könnte gegen männliche und strukturelle Gewalt vorgehen, wenn es wollte: Die Ressourcen sind vorhanden. Es will sie bisher nur nicht für die aufwenden, auf deren Kosten sich Männlichkeit auch über Gewaltausübung definiert und produziert: Frauen und Kinder.
Wir fordern die konsequente Umsetzung der Vorgaben aus der Istanbul Konvention.
Wir fordern staatliche Interventionen gegen die zunehmende männliche Gewalt gegen Frauen.
Wir fordern die zügige Umsetzung der Vorgaben des Koalitionsvertrages.
Wir fordern nachhaltige Verbesserungen zum Gewalt- und Opferschutz.
Wir fordern eine strafrechtliche Verfolgung bei konsequenter Anwendung von Gesetzen zur Bestrafung der Täter, weg vom Täterschutz und einer mit Tätern sich solidarisch verhaltenen Rechtsprechung. Es gibt kein Anrecht auf Frauen und legitime Verfügungsgewalt über unsere Körper. Männer haben für Ihre Taten die Verantwortung zu tragen.
Wir fordern eine ehrliche und kritische gesellschaftliche Debatte zu Männlichkeitsbildern.
Wir fordern Männer auf, sich aktiv gegen männliche Gewalt einzubringen: Gewalt gegen Frauen und Femizide sind ein Männerproblem. Es ist an Männern endlich Teil der Lösung zu werden, statt Teil des Problems zu bleiben!
Kommt zahlreich, bringt Euch ein, seid dabei. Keine ist alleine.
Wann: am 14. Juli, ab 14h bis 17h
Wo: Berlin, U-Ernst-Reuter-Platz bis Siegessäule
Bundesweite Hilfsangebote und in Berlin:
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