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Lyrik

"Es schläft ein Lied in all den Dingen": auf Zauberwortsuche in Reimform.

     Klaasohm bis Krampus kann weg: hex hex​

     Ein Gedicht, das als Beitrag zur Reihe "Ungehaltener Reden ungehaltener Frauen" entstand.

  • weiß wie Schnee
    Ein Gedicht, das die Bühne fand: Mein Beitrag zum Oh Boy-Debakel, vorgetragen im Rahmen des ilb 2023

Snowy Day

Klaasohm bis Krampus kann weg: hex hex

hex hex

Angst

 

Wer – ich?

Vor dir?

Wie lächerlich.

 

Wo ist deine Angst vor mir?

Hast du es noch nicht gehört,

hast du es noch nicht bemerkt –

war noch keine Hexenschwester bei dir?

 

wir kommen

euch zu holen

wir kommen

jetzt gemeinsam

Schwefel Schwerter flinta-Wut

hackt ganz klein

die Männerbrut

 

eure Taten: unsere Schuld

eure Taten: unsere Scham

unsere Körper

wie könnt ihr es wagen

niemals wieder muss eine männliche Gewalt

niemals wieder werden wir still

einen Femizid ertragen

 

wir kommen

euch zu holen

wir kommen jetzt gemeinsam

fest in Schwesternschaft verbunden

Schwefel Schwerter flinta-Wut

hacks hacks hack klein

die Männerbrut

 

Selbst Lucifer durchfährt die Ehrfurcht

der Hölle selbst sind wir zu zornig

wenn Männer töten was sie lieben

töten flinta was sie liebt

oh so blass, dein Zucken ehrt mich

wieso überrascht – wir sind angekündigt!

hacks hacks das Messer hacks hacks all das Blut

psst – leise, Männercredo:

wehr dich nicht, wird alles gut

 

Schwefel Schwerter flinta-Wut

hex hex hinfort die Männerbrut  

Snowy Day

Ein Beitrag zur Reihe "Ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen" der Stiftung Brückner-Kühner. Das Vorbild: Christine Brückners Zyklus von Monologen Wenn du geredet hättest, Desdemona

Männerlieben

Männerlieben

 

„Ein jeder tötet was er liebt“

hat Oscar Wilde gesagt

und ist das wahr, so stimmt auch dies:

Es gab im vergangenen Jahr

155 von Männern tot geliebte Frauen und keinen Femizid.

 

ein jeder tötet was er liebt

und so scheint mir schätzt ein Mann

am höchsten das Dekor: das, was schweigt, gehorcht und still daliegt.

Denn was um ihrer selbst willen lebt und lacht und tanzt und singt und will das Freiheit siegt

das tötet man.

 

„Ein jeder tötet was er liebt“ -

welche Liebe, was ein Lieben soll das sein?

Sind Frauen denn zum Töten da?

Warum stirbt mit einem Mann jede Frau für sich allein?

 

alle vier Minuten schlägt ein Mann eine Schwester entzwei

alle vier Minuten macht er sein Heim zu ihrer Hölle, zumeist straffrei;

alle vier Minuten erfährt eine Schmerz und Qual als Lohn für ihre Wahl

einen von Euren Brüdern zum Partner genommen zu haben.

Ob wir flehen oder fluchen, weinen, bitten oder schreien – 

am Ende sprecht ihr:

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ –

Diese Gewalt ist keine importierte, sie ist keine fremde,

diese Gewalt wird begangen von viel zu vertrauten Männerhänden.

 

Selbst wenn sie flieht bei Nacht und bei Wind

in ihren Armen das zu beschützende Kind

wohin in der Not, wohin soll sie gehen

bei keinem bezahlbaren Wohnraum und 14.000 Frauenhausplätzen die diesem Land fehlen?

2022 galt für jede vierte Frau: Willst du weg vom Tyrannen, sollen die Wunden in Sicherheit heilen

zahl den Platz selbst, ganz oder in Teilen

Berlins BiG Notruf allein lehnte 62% der weiblichen Hilferufe ab

von wie vielen davon fand mittlerweile die Beerdigung statt?

Es gibt keine Zuflucht, es gibt kein Entrinnen

wann endlich wird sich diese Koalition auf ihren Vertrag und die Vorgaben der geltenden Istanbul Konvention besinnen?

 

Für Fußball, Vorstand und das Militär sind deutsche Staatskassen niemals leer

für die Spiele der Männer auf jedem Feld fehlt diesen feinen Herren niemals das Geld

Hingegen bei Bildung, Gewaltschutz, Versorgung der Schwächsten

lachen Lindner und Co nur verächtlich, grinsen dumm als wär es ziellose Poesie

als meinte der Satz nicht auch sie:

Friede den Hütten, Krieg den Palästen!

 

Doch pfeif ich auf Euren Frieden, Euer Brot, den Kuchen und das Schloss

Eure Lieder sing ich nicht, ich küss keinen Frosch zum Prinzen, warte weder auf Mann noch Ross,

kein Kerl nennt sich selbst Sexist; ob Links, Rechts oder alte Mitte, der einzige Unterschied ist:

Nur in der Linken tarnt und schmückt sich der Vergewaltiger mit dem Titel „Feminist“.

Ob groß oder klein, jedes Haus das einem Herrn gehört sperrt mich früher oder später ein

gewollt kinderfrei, ohne Ring und unabhängig – in meinem Leben spricht mich keiner mehr heilig;

im Rahmen seiner Geschichte und nach Logik seiner Narrative werd, bin und bleib ich

gefallenes Mädchen, Prostituierte;

bis heute bestimmen Männer den Wert einer Frau - so bleib ich ohne, denn ich bin schlau.

 

An jedem Tag wollt Ihr einer von uns das Leben nehmen

An jedem zweiten beendet einer von Euch gewaltvoll ein Frauenleben;

einer Göttin verdankt Ihr Eure Existenz, ein Schoß brachte Euch in diese Welt –

kein Vater, kein Gott, kein Staat, kein Held:

Ich bin das Echo des ersten Wortes und die letzte Erinnerung ans Paradies

schau ich mir Adams Söhne an:

kein Wunder das Eva vom Baum aß und wie zuvor Lilith sich lieber mit dem Teufel einließ.

 

„Ein jeder tötet was er liebt“ ---

hat er uns etwa mitgemeint? meint das auch Frauen, meint er mich?

Wenn das so ist: dann fein, mein Herz, dann komm, komm her;

ich beweise dir meine Liebe und töte dich.

.

Männer mögen Wettbewerb

So hat mann mir gesagt.

Warum also läuft der größte Wettkampf aller Zeiten bisher ohne Frauen ab?

So sei es drum: hier ist eine, die es wagt.

Ich trete in Eure Arena, mit all meiner Liebe und den weiteren Waffen, die ich hab

Mit all der Kriegskunst die mich Männer lehrten

All die, die mich hassten, all die, die mich begehrten:

Es ist am Ende einerlei, am Ende will mich jeder töten.

bisher stehts xy zu Null –

doch wird einer fallen, am Ende wird einer von Euch blutend vor mir auf dem Boden liegen

wer will mein Erster sein?

 

„Ein jeder tötet was er liebt“

hat Oscar Wilde gesagt

und ist das wahr, so stimmt auch dies:

es braucht in Zukunft mehr von dem was nicht sein darf und kaum sein kann -

den von einer Frau familiär wie tragisch tot geliebten Mann.

 

Nackt und durstig ruht mein Schwert in meiner Hand;

also komm, komm hierher, komm her zu mir, Mann

sieh und staune was eine wütende Frau so alles kann

eine Frau mit mehr Zorn als die Hölle aushält

eine Frau der egal ist, ob sie auch nur einem einzigen Mann noch gefällt

 

Was habt ihr gedacht, was habt ihr geglaubt:

Wir gucken auf ewig nur zu während ihr uns eine nach der anderen raubt?

Also willst, feiner Knabe, du nicht endlich mit mir gehn?
Meine Schwestern sollen dich warten schön;
Meine Schwestern führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.

 

Bis ich dich erlöse, von deinem Schmerz:

Wer tötet aus Liebe, der hat kein Herz;

und ein Leben ohne Herz das kann keiner wollen.

Also, komm, Mann, stell und bück dich

erst wenn Täterköpfe rollen werden Frauen wieder glücklich.

Snowy Day

Ein Gedicht, das die Bühne fand:

Mein Beitrag zum Oh Boy-Debakel, vorgetragen im Rahmen des ilb 2023 

weiß wie Schnee

es ist das alte Spiel seit eh und je

wenn ein Mann will

tut er ihr weh

 

er glaubt zu dürfen was er will

ob sie erstarrt, versucht zu fliehen, ob sie leise oder schrill

weint, sich wehrt, „nein“ sagt oder „stopp hör auf“:

er stellt sich blind und taub, agiert als sei ihm alles erlaubt,

für 10 Sekunden oder länger:

als Mann legt er sich trotzdem drauf.

 

im Anschluss dreht und wendet er sodann

wie zuvor sie auch die Geschichte, und als ganzer Mann

macht er ein Buch draus, Ruhm und Geld

erdichtet sich mitsamt Tat wie ihm gefällt

macht sich zum Herrn über Bedeutung in dieser Welt

 

und es geht auf denn ist er dabei nie allein

ein Mann wird nie ohne männliche Hilfe sein

die ihn deckt und schützt und gar erklärt:

sie war Schuld, er bleibt Held.

 

oder mann hat es so ja nicht gemeint

ein Versehen, Missverständnis – also Weiber, haltet ein: so schlecht wird weil darf kein Mann sein -

selbst wenn ist er geläutert,

hat nun verstanden wie ihm geschah,

bedauert was er tat,

ist ein anderer als er war.

 

dies ist das alte Spiel seit eh und je;

es hält ihn reiner und weißer

stets fällt er weicher noch als Schnee.

 

doch da Ihr wusstet was Ihr wisst und dennoch tatet was Ihr tut

bleibt weiter wahr was immer war:

für Wahrheit fehlt dem Mann der Mut

denn Tat ohne Verantwortung - wer wüsst’ es besser als ein Mann? -

das ist was er am besten kann

 

so bleibt am Ende die Moral: Euch tut nur leid

dass er, dass Ihr damit nicht durchgekommen seid.

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